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Oberliga Baden-Württemberg, 3. Spieltag | Samstag, 26. August 2006 | 17:00 Uhr | Hardtwaldstadion (Sandhausen)

         

SV Sandhausen

-

SSV Ulm 1846

(8. Platz)

-

(2. Platz)

4

:

4 (4:1)
         

Spielbericht

Das Wunder von Sandhausen

(bs) Was für ein Wahnsinns-Spiel im Sandhäuser Hardtwaldstadion! Acht Tore sahen die 850 Zuschauer, aber keinen Sieger. Ein für nie im Leben mehr möglich gehaltenes 4:4 holen die Spatzen beim SV Sandhausen, nachdem sie nach nur 30 Minuten schon mit 0:4 in Rückstand gerieten. Patrick Brechtel (14.), Heiko Throm (22.) und Daniel Ruf (26. & 30.) besorgten die schnelle und hohe Führung für die starken Sandhäuser, Miguel Coulibaly (38. & 76.), Gaetano Intemperante (69.) und Thorsten Rinke mit dem Schlusspfiff (90.) erkämpften sich nach einer desolaten ersten Halbzeit noch das unglaubliche 4:4.

Katastrophaler Start

Schon vom Anpfiff an sah man, dass der SV Sandhausen zu den diesjährigen Top-Favoriten gehört. Die Sandhäuser legten los wie die Feuerwehr, setzten die Ulmer konsequent unter Druck. Dass der SVS heute spielerisch stärker sein wird, war abzusehen. In solchen Spielen muss dann der Weg ins Spiel über den Kampf gefunden werden - doch dies fand bei den Spatzen nicht statt. Genauso wenig wie die gesamte Mannschaft stattfand. Sandhausen machten mit den Ulmern, was sie wollten, das 1:0 durch Patrick Brechtel in der 14. Minute war abzusehen und nur eine Frage der Zeit. Nach schönem Zuspiel bringt Brechtel den Ball mit einem schönen Schuss im Tor unter - ein klasse Spielzug der Sandhäuser, Benjamin Sandmann im Tor des SSV chancenlos. Doch anstatt die Ulmer nun aufwachten, machte der SVS nach Belieben weiter und spielte sich in einen regelrechten Rausch. So sehr, dass es nur insgesamt 16 weitere Minuten benötige, bis der Gastgeber mit 4:0 (!) in Führung ging. Dem 2:0 von Heiko Throm in Minute 22 folgten zwei direkte Freistoßtore von Daniel Ruf (26. & 30.), in denen Benjamin Sandmann nicht gerade glücklich aussah. Während man beim ersten Freistoß noch von einem schwer zu haltenden Aufsetzer sprechen kann, ging das 4:0 eindeutig auf Sandmanns Kappe, indem Ruf aus spitzem Winkel in die kurze Ecke traf - nach Ausrichtung der Mauer wohl die Torwartecke. Aber ob nun 3:0 oder 4:0 - die Partie schien so oder so verloren zu sein. Oder?

Sandhausen in Unterzahl - Klares Zeichen von Sorg

Beim Stande von 0:4 ist normalerweise jeder Trainer darauf bedacht, eine höhere Klatsche zu verhindern. Doch Marcus Sorg ist eben nicht "normal" (im positiven Sinne) und wechselt mit Vladimir Manislavic einen Stürmer für einen Abwehrspieler (Sören Mende) ein (35.). Wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird, machte der SSV-Coach damit alles richtig und bewies nicht zum ersten Mal ein glückliches Händchen. Dennoch: Der Anschlusstreffer durch "Baba" Coulibaly in der 38. Minute war doch eher überraschend und eigentlich mehr ein Zufallsprodukt. Zumindest eine Mini-Hoffnung keimte bei dem mitgereisten Spatzen-Fans auf, als in der 40. Minute der Sandhäuser Christian Beisel infolge einer Notbremse an Vincenzo Marchese völlig zu Recht mit Rot vom Platz musste. Am Halbzeitstand von 4:1 änderte dies jedoch nichts mehr, der SV Sandhausen mit einer hochverdienten 4:1-Führung gegen erschreckend schwache und leidenschaftslose Ulmer - die Quittung in Form von Pfiffen aus dem Gästeblock folgte prompt.

Ulm im zweiten Abschnitt wie verwandelt

Man muss nicht in der Kabine dabei gewesen sein, um zu wissen, dass Coach Marcus Sorg wohl sehr, sehr laute und deutliche Worte gefunden hat. Wie verwandelt kamen die Jungs aus der Kabine und zeigten das, was in der ersten Halbzeit gefehlt hatte: Leidenschaft, Kampf und der nötige Biss. Die Spieler hatten sich entschieden, das Spiel mit Anstand zu Ende zu bringen und den Fans wenigstens eine vernünftige 2. Halbzeit zu präsentieren. Die 10 Sandhäuser, mit einer komfortablen Führung im Rücken ließen es in der Annahme des sicheren Sieges ruhiger angehen - ein fataler Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Zwar erspielten sich die Spatzen nun Torchancen, aber rein wollte der Ball zunächst trotzdem nicht. Bis zu 69. Minute dauerte das Ganze, ehe Gaetano Intemperante den Ball von der linken Seite über den Keeper ins Tor lupfte. Nicht mehr als ein Ehrentreffer? Falsch! Die Gäste erkannten jetzt ihre Chance und erhöhten nochmals den Druck. Gleichzeitig mussten die Sandhäuser ihrer bärenstarker ersten Halbzeit kräftemäßig Tribut zollen. Hinzu kommt natürlich der psychische Effekt. Die Angst, ein bereits gewonnenes Spiel doch noch hergeben zu müssen. Und genau das machte die Spatzen stark. Folgerichtig und weniger überraschend das 4:3 in der 76. Minute. Nach einer Flanke steigt Coulibaly zum Kopfball hoch, trifft den Ball perfekt, sodass der Ball den Weg über die Linie fand. Das Unmögliche, nämlich doch noch zu punkten, in greifbarer Nähe. Natürlich nutzten die Hausherren ab sofort jede Gelegenheit, das Spiel zu verzögern. Insbesondere Torwart Marjan Petkovic lies sich bei Abschlägen extrem viel Zeit - irgendwie ja verständlich. Doch so etwas wird in der Regel bestraft - auch der heutige Tag machte da keine Ausnahme. Thorsten Rinke, geplagt von einer Grippe und für Thomas Wünsche eingewechselt, machte praktisch mit dem Schlusspfiff den 4:4-Ausgleich - Wahnsinn! Unmittelbar nach diesem vielumjubelten Treffer pfiff Schiedsrichter Kammerer ab. Während die heimischen Schwarz-Weißen ungläubig am Boden zerstört waren, versöhnten sich die Gästefans mit den anderen Schwarz-Weißen und feierten gemeinsam diesen 4:4-"Sieg".

Tag und Nacht - zwei grundverschiedene Halbzeiten

Tja, ein Spiel dauert eben 90 Minuten - leider! Wäre das Spiel um ein paar Minuten verlängert worden, hätten die Spatzen aller Voraussicht nach noch die volle Ausbeute mitgenommen. Auch der Linienrichter auf der Haupttribünenseite machte bei einigen Abseitsentscheidungen nicht unbedingt einen guten Eindruck. Aber um einmal auf dem Boden zu bleiben: Wenn man bei einer Mannschaft wie dem SV Sandhausen mit 0:4 zurückliegt, kann man mächtig stolz sein, wenn man am Ende noch ein 4:4 schafft. Beflügelt von einer vermutlich sehr heftigen Halbzeitansprache und der numerischen Überlegenheit, erreichten die Ulmer noch ein glückliches, aber aufgrund der Moral und der überlegenen zweiten Hälfte nicht unverdientes Unentschieden gegen einen immer mehr abbauenden SV Sandhausen.
Offen bleibt nur noch eine Frage: Wieso diese vermurkste erste halbe Stunde, in der alles, was man sich nur vorstellen kann, schief ging? Wenn von Beginn an mit dieser Aggressivität und Leidenschaft zu Werke gegangen wird, wäre man nie diesem vermeintlich uneinholbaren 0:4 hinterher gelaufen. Aber dennoch: Solch ein verrücktes Spiel muss man auch einmal gesehen haben, solche Geschichten schreibt eben nur der Fußball. Und dieses Spiel wird definitiv in die Geschichte eingehen, genauso wie alle beteiligten Akteure und Fans dieses Spiel wohl nie vergessen werden - die einen in negativer, die anderen in positiver Erinnerung...

Statistiken

SV Sandhausen SSV Ulm 1846
Marjan Petkovic (Tor) Benjamin Sandmann (Tor)
Christian Fickert Sören Mende (35. Vladimir Manislavic)
Christian Beisel Janusz Gora
Mario Ketterer Patrick Huckle
Benjamin Waldecker Patrick Neumann
Daniel Ruf Markus Lösch
Antonio Castellino Thomas Wünsche (63. Thorsten Rinke)
Patrick Brechtel (76. Giuliano Saggiomo) Vincenzo Marchese
Tobias Leis (83. Dennis Glutsch) Gaetano Intemperante
Heiko Throm (65. Dejan Svjetlanovic) Mario Klotz
Michael Petry Miguel Coulibaly
Trainer: Gerd Dais Trainer: Marcus Sorg
     
1:0 Patrick Brechtel (14.)
2:0 Heiko Throm (22.)
3:0 Daniel Ruf (26.)
4:0 Daniel Ruf (30.)
4:1 Miguel Coulibaly (38.)
4:2 Gaetano Intemperante (69.)
4:3 Miguel Coulibaly (76.)
4:4 Thorsten Rinke (90.)
   
850
   
Stephan Kammerer (Karlsruhe)
   
Patrick Brechtel / Mario Klotz, Thomas Wünsche, Patrick Neumann, Vladimir Manislavic
Christian Beisel (40./Notbremse) / -
   

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Vorschau

Schwere Aufgabe im Hardtwald

(bs) Viertes von fünf Pflicht-Auswärtsspielen in Folge für die Spatzen. Nach Öpfingen, Nöttingen und Illertissen folgt nun die wohl schwierigste Aufgabe beim SV Sandhausen, bevor es am Dienstag wiederum im Pokal zur SpVgg Au/Iller geht. Für den Topfavoriten SV Sandhausen ist es die Heimspielpremiere, nachdem der Platz von Schimmelpilzen befallen war und das Spiel gegen Nöttingen verlegt werden musste. Die Ulmer reisen mit bisher weißer Weste in den Hardtwald und wollen ihren dritten Sieg im dritten Ligaspiel einfahren.

Personalsituation weiterhin angespannt

Kaum ist ein Spieler wieder halbwegs einsatzfähig, beklagt ein anderer Spieler wieder ein anderes Maleur. So geht es schon die letzten Wochen im dünn besetzten Kader des SSV Ulm 1846. Definitiv nicht dabei sein werden Gökhan Gündüz (Kreuzbandriss), Sandro Sirigu (Nasenbeinbruch), Timo Trefzger (Handbruch) und Gerold Skowranek (Muskelfaserriss). Folgende Spieler sind nicht zu hundert Prozent fit, haben aber eine Chance, eingesetzt zu werden: Mario Klotz, Thomas Wünsche (jeweils Oberschenkelprobleme), Sören Mende (Zeh), Patrick Neumann (Rückenprobleme) und Thorsten Rinke (Grippe). Kleiner Trost: Beim Gastgeber Sandhausen wird Boris Kolb aufgrund einer roten Karte beim 2:0-Sieg in Hoffenheim fehlen.

Zwei Favoriten unter sich

Der SV Sandhausen und der SSV Ulm 1846 haben eine Sache gemeinsam: Beide gehören sie jährlich zu den Meisterschaftsfavoriten. Beide mussten sich am Ende geschlagen geben und für ein weiteres Oberligajahr planen. Auch diese Saison ist da auch nach Ansicht der beiden Trainer Gerd Dais und Marcus Sorg keine Ausnahme. Während die Spatzen für SVS-Coach Dais "einer der Topfavoriten auf den Aufstieg" sind, lobt auch SSV-Chef Sorg seinen Gegner in höchsten Tönen ("Sandhausen gehört zu jenen drei, vier Oberligisten, die jeden schlagen können."). Auch die Tatsache, dass beide Teams eine ähnliche Ausgangsposition haben, verspricht ein knappes und spannendes Spiel. Beide gewannen bisher alle Pflichtspiele in Pokal und Liga. Dazu sei aber gesagt, dass der SVS erst ein Ligaspiel bestritt, während der SSV die beiden Geheimfavoriten Crailsheim und Nöttingen schon schlagen konnte.

Ausgewogene Bilanz

An das Hinspiel 2005/06 haben die Ulmer keine guten Erinnerungen. Sang- und klanglos besiegte Sandhausen die Spatzen mit 3:0 im Donaustadion. Das Rückspiel im Hardtwald ging aber an den SSV, der dank eines 1:0-Sieges die volle Punktzahl mitnehmen konnte. Bereits in den 80ern und 90ern gab es einige Aufeinandertreffen der Schwarz-Weißen, wobei die Ulmer größtenteils die Oberhand behielten. Seit der Insolvenz und dem sofortigen Aufstieg in die Oberliga BW allerdings gab es für die Spatzen oftmals kräftig Haue (0:3, 0:2, 1:5). Doch auch dem SSV 46 gelang 2002/03 ein 5:0-Kantersieg im heimischen Stadion. Alles in einem wird die Partie des 3. Spieltags eine enorm schwierige Aufgabe für den SSV. Mit viel Einsatz, Kampf und Leidenschaft und dem berühmten Quäntchen Glück ist aber auch bei den gut verstärkten Sandhäuser ein Sieg drin.

 
 

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