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Coulibaly's Platzverweis als Initialzündung

Ulmer Spatzen besiegen nach anfänglichen Schwierigkeiten Schlusslicht Linx mit 3:1

(bs) Da sind die Fußballer des SSV Ulm 1846 gerade noch einmal an einer Blamage vorbeigeschrammt. Gegen das Tabellenschlusslicht der Oberliga Baden-Württemberg brauchte die Mannschaft von Paul Sauter nach einer torlosen ersten Hälfte offenbar einen 0:1-Rückstand (Lukasz Ignatowicz, 56. Minute) sowie einen Platzverweis (Miguel Coulibaly, 65.), um im Linxer Hans-Weber-Stadion aufzuwachen und den Ernst der Situation zu erkennen. In Unterzahl schafften es schließlich Florian Treske (73.) und Dinko Radojevic (85., Handelfmeter) die Partie noch zu Gunsten des SSV 46 zu drehen. Zuvor markierte der eingewechselte Andreas Keller den Treffer zum 1:1-Ausgleich (63.). Durch diesen Pflichtsieg konnten die Spatzen den Vorsprung auf den Tabellenfünften um einen weiteren Zähler auf nunmehr fünf Punkte ausbauen.

Genau dieselbe Mannschaft, die vor sieben Tagen einen 3:2-Sieg gegen Astoria Walldorf erzwungen hatte, sollte auch diese Pflichtaufgabe beim SV Linx an der französischen Grenze erfüllen. Die Vorzeichen waren klar - der SV Linx stand als Tabellenletzter mit dem Rücken zur Wand, die Ulmer Spatzen wollten nicht nur den zweiten Tabellenplatz verteidigen, sondern wenn möglich auch noch den Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsplatz ausbauen. Doch trotz sieben Siegen in Serie gegen den SV Linx taten sich die Ulmer Spatzen auf schwierigem Boden im Hans-Weber-Stadion zunächst mehr als schwer. Optisch waren die Gäste von der Donau zwar überlegen, ließen aber die letzte Konsequenz vermissen. Zwar hatten Michael Schürg, Sezai Zehiroglu oder Florian Treske durchaus gute Einschussmöglichkeiten, doch auch die Hausherren spielten tapfer mit und glichen ihre spielerische Unterlegenheit mit vorbildlichem Einsatz und Kampf nahezu vollständig aus. So war das 0:0-Halbzeitresultat in einer schwachen ersten Hälfte für das Schlusslicht keineswegs unverdient.

Spätestens nach diesem ersten Durchgang hätten die Spatzen wissen müssen, dass diese Aufgabe keinesfalls ein Selbstläufer werden würde. Zwar erzielten die Gastgeber nach einem Ulmer Vorstoß beinahe eine Eigentor (Kopfball an die Latte), doch in der 51. Minute staunten alle der 450 Zuschauer dann wohl Bauklötze, als der Underdog gegen den haushohen Favoriten plötzlich in Führung ging. Lukasz Ignatowicz setzte sich auf der rechten Seite durch, fasste sich mit einem traumhaften Volleyschuss ein Herz und jagte die Kugel am chancenlosen Betz in den Winkel. Übrigens das 1846. Pflichtspiel-Gegentor des SSV 1846 seit der Fusion 1970 und gleichzeitig ein dickes Ausrufe- und Lebenszeichen der Linxer im Kampf um den Abstieg. Diese erkannten nun ihre Chance auf eine Sensation und sorgten in der 62. Minute beinahe für die Vorentscheidung, als Fabian Heinz den stark aufgelegten Holger Betz mit einem fulminanten Weitschuss zu einer weiteren Glanzparade zwingen musste. Anstatt 2:0 hieß es dann aber 1:1, denn im direkten Gegenzug konnte der kurz zuvor eingewechselte Andreas Keller nach einem schönen Konter den wichtigen Ausgleich erzielen. Dass diesem Treffer eine klare Abseitsstellung vorausging, war den ca. 100 mitgereisten Fans, die dieses Tor ausgelassen feierten, völlig egal. Ein weiteres Hallo-Wach-Zeichen nach dem Schock in der 51. Minute war eine Szene unmittelbar nach dem Ausgleich, als Coulibaly nach einem verlorenen Zweikampf unnötig den Linxer Mohamed Savane umgrätschte. Schiedsrichter Markus Sinn aus Filderstadt zögerte keinen Augenblick und stellte den Senegalesen sofort mit einer glatt roten Karte von Platz - eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung des Schiedsrichters. Dieser Platzverweis löste dann so etwas wie eine Trotzreaktion hervor, sodass fortan die Gäste das Spiel endlich in die Hand nahmen und dominierten. Keine zehn Minuten verstrichen nach dem Platzverweis, da gab es schon den nächsten Grund zum Jubeln - Florian Treske stocherte in der 73. Minute nach eine Abstauber von Dinko Radojevic den Ball zum vielumjubelten 1:2 in die Maschen. Für die endgültige Entscheidung sorgte der aufgrund einer Platzwunde mit einem Turban spielende Dinko Radojevic, der fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit einen umstrittenen Handelfmeter, der zudem wie das 1:1 aus einer klaren Abseitsposition hervorging, sicher verwandelte. Nun kannte der Jubel über die drei Punkte keine Grenzen mehr, nachdem sich die Begegnung beim Tabellenletzten als deutlich schwieriger als erwartet herausstellte. In den letzten Minuten musste Holger Betz zwar noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen, doch zum Anschlusstreffer reichte es für den SV Linx nicht mehr.

Egal wie, Hauptsache die drei Punkte wurden eingefahren. Nach einer eher mäßigen ersten Hälfte entwickelte sich im zweiten Durchgang ein turbulentes Oberligaspiel, indem die Ulmer wohl zum ersten Mal seit Jahren von Schiedsrichterentscheidungen profitierten und nach dem Platzverweis in Unterzahl eine tolle Moral zeigten. Zu dem sportlichen Höhenflug der Spatzen fehlt jetzt vor den drei aufeinander folgenden Heimspielen gegen den VfR Mannheim, FC Nöttingen und VfL Kirchheim eigentlich nur noch die positive Meldung in Sachen Lizenz. Spätestens am kommenden Dienstag werden wir auch in dieser Frage aufgeklärt - denn am 15. April endet die Abgabefrist für die Lizenzunterlagen für die neue Regionalliga Süd.

 
 

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